„Wir wollen Geld ausleihen wie unter Geschwistern“

Die Vereinsmitglieder Dorothea Hoffmann (95) und Hanna Gebhard (41) im Gespräch über den Oikocredit Förderkreis

Gebhard: Frau Hoffmann, schön, dass wir uns heute kennengelernt haben! Wir sind ja hier in Oldenburg bei der Mitgliederversammlung des Oikocredit Förderkreises Niedersachsen-Bremen. Wie lange sind Sie schon Mitglied bei Oikocredit?

Hoffmann: So weit ich mich erinnere von Anfang an – zumindest seit der Gründungszeit der Förderkreise. 

Gebhard: Das ist dann ja schon fast fünfzig Jahre her, also sind Sie wirklich von Anfang an dabei. Ich bin ganz neues Mitglied, erst seit zwei, drei Monaten. Was war denn damals Ihre Motivation Mitglied zu werden?  

Hoffmann: Also, wir waren eine Generation, die darunter gelitten hat, dass der Reichtum dieser Erde so ungerecht verteilt ist und dass die „armen“ Völker in Afrika, Asien und Lateinamerika keine Chance haben. Und da haben wir gesagt: Wenn man ihnen zum Anschub nicht nur Spenden schicken würde, sondern stattdessen unsere eigenen Rücklagen – vor allem die der Kirchen, die ja sehr viele Rücklagen hatten - dann könnte man ihnen helfen etwas aufzubauen, um selbst für sich sorgen zu können. Das war die Idee.

Gebhard: Und was würden Sie jüngeren Leuten empfehlen, zum Beispiel jemanden wie mir, die ganz neu Mitglied bei Oikocredit geworden sind. Haben Sie da einen Rat? 

Hoffmann: Ich würde Ihnen vorschlagen, sich direkt  an den Oikocredit-Förderkreis zu wenden. Da können Sie sich gut beraten lassen, vor allem über die Motivation, warum wir das damals gemacht haben. Wir haben gesagt: Wir wollen nicht mit Geld Geld verdienen. Damals konnte man mit hohen Zinsen reich werden. Darauf verzichten wir. Wir wollen ausleihen wie unter Geschwistern, aber nicht mit Geld Geld verdienen. Vielmehr war die Devise: Wir geben es Euch, stellen es Verfügung. Und wenn wir alt sind und das Geld in unserem Alter brauchen, sollt Ihr uns das zurückzahlen. Und das hat immer geklappt. 

Gebhard: Vielen Dank, Frau Hoffmann!