Fragen und Antworten zu Oikocredit im Kontext der Corona-Pandemie
Hier finden Sie Antworten zu aktuellen Fragen rund um Oikocredit und die Corona-Pandemie
Wie werden die Aktivitäten von Oikocredit durch das Coronavirus beeinträchtigt? Wie geht Oikocredit mit den Risiken um, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst werden?
Oikocredit setzt ihre Geschäftsaktivitäten fort und achtet besonders darauf, dass zentrale Prozesse ohne Beeinträchtigungen aufrecht erhalten werden. Wo möglich, arbeiten unsere Mitarbeiter*innen von zuhause aus und folgen den jeweiligen staatlichen Vorgaben und Empfehlungen. Wir halten unsere Besprechungen per Videokonferenz ab und nutzen digitale Hilfsmittel zur Zusammenarbeit.
Kontinuierlich beobachten wir die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie und reagieren darauf. Wir verfügen über Notfallpläne für den Fall größerer Einschränkungen in unserem Betrieb.
Wir haben spezielle Teams gegründet, die aus Oikocredit-Vorstandsmitgliedern und internen Expert*innen bestehen. Diese verfolgen insbesondere:
- den Status unserer Investitionen in und Darlehen an unsere Partnerorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika;
- Fragen und Bedenken unserer Mitglieder und Anleger*innen sowie die allgemeine Situation beim Zu- und Abfluss von Mitgliederkapital;
- unser Anlageportfolio und andere liquide Mittel; und
- allgemeine Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie, einschließlich ihrer Auswirkungen auf das Wohlergehen und die Wirkmöglichkeiten unserer Mitarbeiter*innen weltweit.
Investitionen in Partner
Oikocredit-Mitarbeiter*innen in der ganzen Welt arbeiten eng mit unseren über 600 Partnerorganisationen zusammen, um die Situation jedes einzelnen Partners zu beurteilen und ihnen Unterstützung anzubieten. Wo immer wir können, bieten wir Unterstützung an, zum Beispiel bei der Liquiditätsplanung oder sonstigen Maßnahmen, die helfen, den Betrieb vor Ort aufrecht zu erhalten. Gespräche mit unseren Partnern finden momentan nicht vor Ort, aber zum Beispiel per Telefon statt.
Oikocredit tauscht sich auch mit anderen Impact Investoren aus, um sich untereinander zu koordinieren, wie die Branche gemeinsam auf diese Herausforderung reagieren kann.
Mit diesen Maßnahmen wollen wir sicherstellen, dass wir weiterhin unser Ziel erfüllen können: unseren Partnern und insbesondere deren Kund*innen, die oft in besonders prekären Umständen leben, Unterstützung in einer Zeit anzubieten, in der ihr Bedarf besonders groß ist.
Gleichzeitig bewerten wir fortlaufend die potenziellen Auswirkungen auf den Wert unseres Projektfinanzierungsportfolios, um das Kapital unserer Mitglieder und Anleger*innen zu schützen. Aufgrund der Art unseres Portfolios (Darlehen und Kapitalbeteiligungen) und der Anzahl der Partnerorganisationen (über 600 Partner in mehr als 60 Ländern) wird die Bewertung der finanziellen Auswirkungen Zeit brauchen. Die sich rasch verändernde Lage der Coronavirus-Krise bedeutet, dass diese Bewertung situationsbedingt regelmäßig aktualisiert werden muss.
Unsere Mitglieder und Anleger*innen
Wir sind beständig für unsere Anleger*innen über die regionalen Förderkreise sowie die nationalen Geschäftsstellen erreichbar. Oikocredit International steht mit diesen in regelmäßigem Kontakt und verfolgt die Entwicklungen in allen Ländern, in denen wir Anleger*innen haben, um auf länderspezifische Rückfragen und unterschiedliche Anliegen und Bedarfe reagieren zu können.
Unser Anlageportfolio und andere liquide Mittel
Die Anlagenmanager*innen von Oikocredit überwachen die Vermögenswerte, die wir als liquide Mittel vorhalten. Ende 2019 verfügten wir über einen großzügig bemessenen Liquiditätspuffer von 19% des Gesamtvermögens. Die Hälfte unserer liquiden Mittel bestehen aus einem sogenannten Term Investment Portfolio. Dabei handelt es sich um ein Portfolio aus liquiden Anleihen hoher Bonität, die frei gehandelt werden. Aufgrund ihrer hohen Bonität sind diese Anleihen weniger anfällig für Schwankungen auf den Finanzmärkten.
Oikocredit-Mitarbeiter*innen
Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter*innen haben für uns höchste Priorität. Als globales Unternehmen befolgen wir strikt die Empfehlungen zur öffentlichen Gesundheit, die von den Behörden in den Ländern herausgegeben werden, in denen wir arbeiten. Wo immer dies möglich ist, arbeiten unsere Mitarbeiter*innen von zuhause aus und vermeiden unnötige Reisen. Die dafür notwendige IT-Infrastruktur und digitale Arbeitsplattformen waren schon vorher vorhanden.
Wie sind die Partnerorganisationen von Oikocredit und deren Kund*innen vom Coronavirus betroffen?
Unsere Mitarbeiter*innen, die eng mit unseren Partnerorganisationen zusammenarbeiten, beobachten die jeweils spezifische Situation in den Ländern und Regionen, in denen wir arbeiten. Wir haben alle unsere über 600 Partner kontaktiert und tauschen uns, zum Beispiel per Telefon aus, um zu verfolgen, wie sie vom Coronavirus betroffen sind und möglicherweise in Zukunft betroffen sein werden.
Auf dieser Grundlage prüfen wir, welche Unterstützung sie benötigen, welche Unterstützung Oikocredit anbieten kann und dann entscheiden wir gemeinsam mit der jeweiligen Partnerorganisation über eine angemessene und nachhaltige Vorgehensweise.
Partnern, die noch keine Pläne zur Aufrechterhaltung der Geschäftsaktivitäten haben, bieten wir eine Einführung in das Thema und Vorlagen zur Risikobewertung und zur Erstellung von Plänen zur Minderung etwaiger Risiken an.
Wir beobachten die Entwicklung der Situation kontinuierlich. Allerdings ist es noch zu früh, um zu sagen, welche finanziellen Folgen die Coronapandemie auf alle Märkte, in denen wir tätig sind, haben wird und wie sich diese auf unsere Partner und ihre finanzielle Nachhaltigkeit auswirken. Dies ist nicht nur bei Oikocredit der Fall, sondern eine Herausforderung für die ganze Welt.
Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die einkommensschwachen Gemeinschaften, mit denen unsere Partner zusammenarbeiten, stark von der Pandemie und deren Folgen betroffen sein werden. Dementsprechend glauben wir, dass sie zusätzliche Unterstützung benötigen werden und dass die Unterstützung, die Oikocredit anbieten kann, in Zukunft sogar noch wichtiger sein wird.
Oikocredit möchte ihren Partnern die nachhaltige Unterstützung bieten, die sie benötigen, um ihre Arbeit fortzusetzen und Menschen mit niedrigem Einkommen zu helfen. Dazu setzt Oikocredit auf die Unterstützung ihrer Mitglieder und Anleger*innen. Wir sind daher dankbar für die engagierte Unterstützung und die Verbundenheit unserer Mitglieder und Anleger*innen, insbesondere in diesen unsicheren Zeiten.
Im Jahresbericht 2019 von Oikocredit International wird erwähnt, dass der Vorstand eine Dividende von 1% für 2019 vorschlägt. Die Europäische Zentralbank fordert aktuell die Banken auf, angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie keine Dividenden auszuzahlen. Besteht die Möglichkeit, dass sich der Dividendenvorschlag noch ändert?
Am 3. März 2020 hat der Vorstand von Oikocredit mit Zustimmung des Aufsichtsrates die Entscheidung getroffen, die Ausschüttung einer Dividende von 1% für 2019 vorzuschlagen, basierend auf den finanziellen Ergebnissen von 2019.
Dieser Vorschlag wurde beschlossen, bevor von den Regierungen vieler Länder drastische Maßnahmen als Reaktion auf die rasche weltweite Ausbreitung des Coronavirus beschlossen wurden und vor der Empfehlung der Europäischen Zentralbank an die Banken am 27. März 2020. Dieser Empfehlung sind einige Banken gefolgt und zahlen für 2019 keine Dividende, um flexibler zu werden und Kund*innen während der Coronavirus-Krise besser unterstützen zu können.
Auch wenn Oikocredit keine Bank ist, wird der Vorstand dennoch prüfen, ob es angesichts der durch das Coronavirus verursachten außergewöhnlichen Umstände im besten Interesse der Genossenschaft, ihrer Mitglieder und ihrer Anleger*innen ist, für 2019 eine Dividende von 1% auszuschütten.
Diese Prüfung erfolgt nach den gleichen Kriterien wie sonst auch: Der Vorstand berücksichtigt alle bekannten Umstände mit dem Ziel, die nachhaltige Arbeitsfähigkeit der Genossenschaft zu sichern.
Berücksichtigt werden die aktuelle finanzielle Situation von Oikocredit, die zu erwartenden Auswirkungen der Coronapandemie auf das Projektfinanzierungsportfolio und die Notwendigkeit, den Nettoinventarwert der Oikocredit-Anteile zu erhalten.
Diese Überprüfung des Vorstandes kann zu einer Anpassung des Anfang März beschlossenen Dividendenvorschlags führen. Auch über einen angepassten Dividendenvorschlag entscheiden jedoch die Mitglieder der Genossenschaft auf der für Juni 2020 geplanten Jahreshauptversammlung.
Sollte sich der Dividendenvorschlag ändern, wird Oikocredit ihre Anleger*innen und Mitglieder rechtzeitig vor der Hauptversammlung informieren.
Wie wird sich das Coronavirus langfristig auf Oikocredit auswirken?
Zu diesem Zeitpunkt ist es noch zu früh, um zu sagen, wie sich das Coronavirus in vollem Umfang auf unsere Geschäftsaktivitäten auswirken wird. Wir erwarten allerdings, dass wir die Wachstumsziele, die wir in der Strategie 2018-2022 kommuniziert haben, nicht erreichen werden.
Wir haben bereits ein etwas langsameres Wachstum im Jahr 2019 beobachtet (Details siehe im Jahresbericht 2019), und da wir uns nun auf die Unterstützung unserer bestehenden Partner konzentrieren, erwarten wir, dass die für 2020 gesetzten Wachstumsziele nicht erreicht werden.
Das liegt daran, dass sich unsere Mitarbeiter*innen auf die Unterstützung unserer über 600 bestehenden Partnerorganisationen konzentrieren und deshalb weniger Zeit haben, neue Kredite an Partner zu vergeben oder Investitionen anzubahnen. Jeder neue Partner wird umfassend geprüft und bewertet (Due Diligence), was immer auch einen Besuch vor Ort beinhaltet. Vor-Ort-Besuche sind jedoch aufgrund der Kontakt- und Reiseeinschränkungen derzeit nicht möglich.
Unsere mittelfristigen Finanzergebnisse werden deshalb wahrscheinlich aufgrund des geringeren Portfoliowachstums und der Zunahme von Risiken beeinträchtigt werden. Es ist jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich, eine abschließende Bewertung der Auswirkungen vorzunehmen. Vielmehr werden wir diese Bewertung fortlaufend aktualisieren und dabei das jeweilige Ausmaß und die Dauer der Coronavirus-Krise in den Ländern und Regionen, in denen wir arbeiten, berücksichtigen.
Stand 02. April 2020
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